Störungsmeldungen
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Nachhaltigkeit & Klimaschutz
Wenn das Team des Böblinger Freibads nach einer langen Winterpause den Wasserhahn aufdreht, tut es gut daran, zuvor Reiner Lutz zu informieren. Denn der neue Wassermeister der Stadtwerke Böblingen hat jeden Liter, der durch die Rohre der Stadt rauscht, im Blick. „Wüsste ich nicht, dass das Badteam die Becken füllt, würde ich mich auf die Suche nach einem riesengroßen Wasserrohrbruch in Böblingen machen”, schmunzelt Reiner Lutz. Denn: Alle Becken des Freibads fassen zusammen 4,5 Millionen Liter Wasser.
Und das ist gut so. Denn in Böblingen werden pro Tag 8.000 bis 10.000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Dass jeder jederzeit auf frisches Wasser aus dem Hahn zurückgreifen kann – duschen, kochen, trinken, Blumen gießen – hängt auch mit zwei Becken zusammen, die Lutz betreut. Sie sind über fünf Meter tief und mit 17 Millionen Litern Trinkwasser gefüllt. Reiner Lutz kontrolliert alles über einen vollautomatisierten Arbeitsplatz mit Computerdisplay. In Echtzeit kann man dort sehen, wie viel Wasser in Böblingen gerade durch die Rohre rauscht. Ob Halbzeitpause bei der Fußballweltmeisterschaft oder Produktionsstart in einem der Industriebetriebe der Stadt, das Verhalten der Böblinger Bevölkerung lässt sich immer sehr genau am Wasserverbrauch ablesen. Und der lässt sich auf den Einzelnen herunterrechnen. Ein 3-Personen-Haushalt verbraucht pro Jahr durchschnittlich rund 140 Kubikmeter, also 140.000 Liter Wasser. Wie viel man nutzt, kann man schon mit Kleinigkeiten beeinflussen. Der Wasserverbrauch beim Duschen hängt beispielsweise nicht nur von der Duschdauer, sondern auch vom Wasserdurchfluss ab. Herkömmliche Duschköpfe verbrauchen etwa zwölf bis 15 Liter pro Minute. Ein Sparduschkopf kommt dagegen mit etwa sechs bis sieben Litern pro Minute aus – bei gleichem Komfort. Während für ein Vollbad rund 150 Liter Wasser benötigt werden, verbraucht man für eine sparsame Fünf-Minuten-Dusche maximal 50 Liter. Zahlen und Vergleichswerte wie diese kennt Reiner Lutz aus dem Effeff.
Er kommt auch immer dann zum Einsatz, wenn nichts mehr aus der Leitung kommt. „Wenn beispielsweise irgendwo eine Baustelle geplant ist, sorge ich gegebenenfalls dafür, dass das Wasser abgestellt wird”, so Lutz. Und das tut er mit großer Umsicht. Alle Baustellen in der Stadt hat er ebenso im Blick, wie Kindergärten, Seniorenheime oder das Krankenhaus. Sie sind immer auf Wasser angewiesen und müssen bei Bedarf notversorgt werden. Kommt es zum klassischen Rohrbruch, wird der 38-Jährige zum „Mann am Leck”. Dann krempelt er gemeinsam mit seinem Team die Ärmel hoch, streift sich Arbeitskleidung über und macht sich im wahrsten Sinne die Hände schmutzig. Er liebt das. „Immer nur am Schreibtisch sitzen, das wäre nichts für mich. Mir macht es großen Spaß, draußen zu sein, mit den Händen zu arbeiten und am Ende die Reparatur erfolgreich abzuschließen”, so Lutz.
Oft ist es gar nicht so einfach, das Leck überhaupt erstmal zu finden. Denn sein Computersystem zeigt im Ernstfall zwar an, dass irgendwo in Böblingen deutlich zu viel Wasser durch die Rohre rauscht, aber leider nicht wo genau. Dann werden Lutz und sein Team zu Detektiven, die es sogar in den Wald verschlägt. Denn auch dort verlaufen Rohrleitungen. Wo? Das ist auf alten Karten verzeichnet, die man erstmal studieren muss. Den Großteil des Leitungsnetzes hat Böblingens Wassermeister aber sowieso im Kopf. Ehrensache! Die wichtigsten Retter der Stadt – Polizei und Feuerwehr – haben seine Mobilfunk-Nummer griffbereit. Im Jahr 2021 musste das Stadtwerke-Team knapp 40-mal zu Rohrbrüchen ausrücken. 2019 waren es noch 69 und 2012 sogar noch 104 Lecks in den Leitungen. Seit Gründung der SWBB GmbH & Co. KG vor zehn Jahren haben sich die Schäden demnach mehr als halbiert. Das spiegelt auch der Vergleich des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) mit anderen Versorgungsunternehmen wider: Dort sind die Stadtwerke Böblingen im Bereich Schadenstatistik, Wasserverluste etc. immer unter „bestens“ einsortiert. Das liegt auch daran, dass die SWBB seit Jahren einiges in die Sanierung investieren. Und das zahlt sich aus.