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Auf einen Kaffee mit Michael Hanka

Michael Hanka ist der Mann für ungewöhnliche Ideen. Geht nicht? Das gibt's bei ihm nicht. Wie ein Daniel Düsentrieb erfindet er immer wieder Wärmekonzepte, die andere in Staunen versetzen. In Dettenhausen wird mit Kaffee geheizt und in Waldenbuch mit jahrzehntealtem Löschwasser. Geht doch!

Michael Hanka, ein Mann mit längeren, hellen Haaren und blauem Hemd beim Kaffee trinken vor einer rustikalen aber modernen Holzwand.

Wer mit Michael Hanka einen Kaffee getrunken hat, wird seine benutzte Filtertüte danach mit ganz anderen Augen betrachten. Denn für den Böblinger Architekten ist der schnöde Kaffeesatz nicht nur ein Abfallprodukt für die Biotonne oder den Komposthaufen, sondern ein Energielieferant mit sehr viel Power. In Dettenhausen hat Michael Hanka die weltweit erste Kaffeesatz-Heizung gebaut. Seit fünf Jahren heizt sie dem Team der Firma „Süsse Oase” ordentlich ein.

Kaffee heizt der Heizung ein

„Die Firma beliefert ihre Kunden mit großen Kaffeestandautomaten. Den darin anfallenden Kaffeesatz holt sie regelmäßig dort ab. Aus Spaß hatte ich bei der Planung für ein neues Firmengebäude vorgeschlagen, damit zu heizen. Wenig später zeigte sich: Das geht tatsächlich”, erzählt Michael Hanka. In mehreren Stufen wird dem Trester die Feuchtigkeit entzogen, dann brennt der Kaffeesatz, der in einer Art Pellet-Heizung zum Einsatz kommt, enorm. Und das absolut CO2-neutral.

Projekte wie dieses lassen das Herz von Michael Hanka höher schlagen. Neue Ideen entwickeln, quer denken, mutig sein und Neues ausprobieren – das ist genau sein Ding. Und seine Begeisterung für regenerative Energien, ungewöhnliche Heizkonzepte und Energiespartipps ist ansteckend. Wenn der 50-Jährige für die Verbraucherzentrale Stuttgart/Berlin bei Ratsuchenden zu Besuch ist, schaut er am Ende der Beratung in glückliche Gesichter. „Das ist ein schönes Gefühl, wenn ich helfen und etwas bewegen kann”, sagt Michael Hanka.

Geht nicht? Das gibt es nicht. Zumindest nicht bei dem Böblinger Architekten. Und so heizt jetzt ein Künstlerehepaar in Waldenbuch mit 150.000 Litern Löschwasser, das seit dem kalten Krieg in einem Tank auf dem ehemaligen NATO-Gelände in einem Bunker unter der Erde schlummert.

Das Prinzip: Das Wasser hat konstant zwölf Grad. Per Wärmepumpe werden ihm vier Grad entzogen, die dann auf 40 bis 50 Grad hochtemperiert und in die Zentralheizung des Hauses eingespeist werden. Die dafür benötigte Energiezufuhr stammt von der hauseigenen Photovoltaikanlage. Deren Strom wird direkt in die Wärmepumpe geleitet. Im Sommer wird warmes Wasser von den Dachabsorbern in den Löschwassertank gefüllt, damit dieser sich aufwärmt – für die kalten Tage.

Politik müsste in Sachen Energie mutiger sein.

Michael Hanka

Gas aus Wasser erzeugen

Fragt man Michael Hanka nach seinen Visionen, dreht sich die Antwort – man ahnt es – um Energie. Genauer um das Prinzip „Power to Gas”. Bei Power to Gas wird aus Wasser Wasserstoff erzeugt. Dieser wird dann entweder direkt genutzt oder in einem zweiten Schritt ins Erdgasnetz beigemischt oder zu flüssigen Energieträgern weiterverarbeitet. Zum Einsatz kämen diese beispielsweise im Bereich der Wärmeversorgung, als Kraftstoff für Autos oder als Energie in der Industrie. „Ich bin überzeugt, dass die Nutzung in fünf Jahren locker möglich sein wird”, so Hanka. Zuweilen wünscht er sich mehr Mut und Umsetzungsfreude in den Kommunen und auf Länder- und Bundesebene. Denn neue Methoden der Energiegewinnung könnten sich nur dann bewähren, wenn man sie auch testen und weiterentwickeln darf, sagt er.

Der Architekt lebt mit seiner Frau, die ebenfalls Architektin ist und im Büro mitarbeitet, auf dem Lande. Die erwachsene Tochter lebt mit Ihrem Freund in der Einliegerwohnung. Der Sohn ist inzwischen auch Architekt und arbeitet ebenfalls im Büro mit. Auf seinem Grundstück hat Michael Hanka schon jetzt zwei Elektroladestationen stehen. Allerdings: „Ein E-Auto habe ich noch nicht, weil ich oft lange Strecken unterwegs bin und die Reichweite der heutigen Batterien noch nicht ausreichend ist.”

Einen weiteren Weg muss er auch zurücklegen, wenn er seinem Lieblingssport nachgehen möchte: dem Surfen. Der Architekt steht seit seinem 13. Lebensjahr auf dem Brett und liebt den sportlichen Dialog mit Wind und Wellen. Auf dem Wasser zu sein, ist Energie pur für ihn.

Beim Surfen in der Bretagne staunt der Energiefachmann jedes Mal wieder aufs Neue über ein Bauwerk, das mit einem sehr einfachen Prinzip seit 1965 jährlich locker eine Stadt mit 330.000 Einwohnern mit Strom versorgen könnte: das erste Gezeiten-Kraftwerk der Welt an der Rancemündung. 24 große Stromgeneratoren erzeugen dort elektrische Energie. Angetrieben werden sie durch den Wasserstrom, der durch die Gezeiten bedingt viermal am Tag durch die Turbinen strömt.

Es sind einfache, aber fantastische Ideen wie diese, die den Böblinger Architekten immer wieder selbst auf neue Ideen bringen. Denn Strom, der einfach nur aus der Steckdose kommt… langweilig irgendwie.