Nachhaltigkeit & Klimaschutz

Klimaschutz geht uns alle an

Was hat eigentlich ein Stadtwerk mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun?
Tatsächlich eine ganze Menge! Denn wir, die Stadtwerke Böblingen, entscheiden vor Ort darüber, welche Wärme und welchen Strom wir unseren Kundinnen und Kunden anbieten, wo wir den Schwerpunkt im Netzausbau legen, ob und wenn ja wie viele Ladestationen wir für E-Mobile bauen und ob wir beispielsweise in Photovoltaik-Anlagen investieren.

Luftaufnahme von Wald mit Wasserflächen in Form von Pfeilen, bilden einen Recyclingpfeil

Dies sind nur einige Bereiche von ganz vielen. Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz beschäftigen uns also jeden Tag bei unserer Arbeit. Dabei müssen wir auch immer die Zukunft im Blick haben. Das heißt, wir stellen uns die Frage, ob das, was wir heute entscheiden und tun, auch noch in Jahren und Jahrzehnten gut für das Klima und die Umwelt ist. Uns ist bewusst, dass wir damit auch eine große Verantwortung haben. Und die übernehmen wir gern. Zusammen mit der Stadt Böblingen haben wir uns beispielsweise zum Ziel gesetzt, bis Ende 2023 25 Prozent der CO2-Emmissionen zu reduzieren. Das entspricht 29.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Um das zu erreichen, muss man vielerlei Maßnahmen ergreifen. Beispielsweise in die Fernwärme und in neue, energiesparende Umwälzpumpen in den Bädern investieren und die eigene SWBB-Fahrzeugflotte auf E-Mobile umstellen. Klimaschutz geht uns alle an. Deshalb möchten wir unseren Beitrag dazu leisten.

Fragen an Prof. Bastian Schröter

Prof. Bastian Schröter lehrt und forscht an der Hochschule für Technik Stuttgart am Zentrum für Nachhaltige Energietechnik.

Sein Fachgebiet sind Energiesysteme und erneuerbare Energien. Was er von Fernwärme hält? Die SWBB haben nachgefragt.

Professor Schröter, Fernwärme hat ein gutes Image, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht. Warum?

Ein großer Pluspunkt ist, dass Umweltwärme und Abwärme genutzt werden können, die z.B. in Industrieanlagen entstehen. Ob Fernwärme klimafreundlich und nachhaltig ist, hängt damit davon ab, woher der Anbieter seine Abwärme bezieht. Kommen als Brennstoffe Stein- und Braunkohle zum Einsatz oder Mineralöle? Dann sieht die Bilanz anders aus als bei der Fernwärme der Stadtwerke Böblingen, die ihre Fernwärme u.a. aus dem Restmüllheizkraftwerk, dem Blockheizkraftwerk Grund und dem BHKW im Technologie-Park H130 beziehen. Man muss als Verbraucher genau hinschauen.

Welche Vorteile hat Fernwärme für den Endverbraucher?

Fernwärme ist in der Regel nicht nur gut fürs Klima, sondern für Endverbraucher auch sehr komfortabel. Da die Wärme direkt über das Wärmenetz geliefert wird, benötigen sie keinen eigenen, teuren Heizkessel und müssen keine Brennstoffe lagern, die sie mühsam beschaffen müssen. Auch die Wartung der Heizanlage entfällt damit natürlich.

Ist denn Fernwärme überall geeignet?

Es hängt von vielen Faktoren ab. Generell rechnet sich Fernwärme dann, wenn möglichst viele Nutzer an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, beispielsweise in einem dicht bebauten Neubaugebiet.
Zudem müssen die topographischen Gegebenheiten stimmen. Ich selbst wohne in einer Stuttgarter Hanglage. Ein Wärmenetz in dieser Lage aufzubauen, wäre auf jeden Fall teuer und ineffizient. Denn die Verlegung der Netze und der Bau der Erzeugungsanlagen sind in der Regel mit erheblichen Kosten verbunden. Damit es sich für den Anbieter rechnet, muss zudem eine Mindestmenge an Fernwärme abgenommen werden. Dort, wo das nicht gegeben ist, könnten dann beispielsweise Wärmepumpen die richtige Wahl sein.

Gibt es die perfekte Wärme-Lösung?

Leider nein. Konsens und für den Klimaschutz wichtig ist, dass die Wärmeversorgung in Deutschland bis spätestens 2045 klimaneutral ist. Auf dem Weg dorthin sind jedoch je nach Quartierstyp unterschiedliche Lösungen einzusetzen.

Was reizt Sie an diesem Thema, mit dem Sie sich Ihr ganzes Berufsleben beschäftigen?

Ich bin tatsächlich Feuer und Flamme für dieses Thema und werde mich damit bis zur Pensionierung beschäftigen – was in etwa 2050 ist, das heißt, wenn Deutschland klimaneutral sein muss. Der Klimawandel ist langfristig die größte Bedrohung und spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird es zu einem riesengroßen Problem, wenn wir nicht noch stärker gegensteuern. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, in diesem Bereich echte Fortschritte zu erzielen.

Zusammen mit den SWBB gehen Sie das Thema auch wissenschaftlich an.

Wir haben gemeinsam das Energiewendethermometer konzipiert. Es ist eine wissenschaftlich fundierte Berechnungs-Methodik, die misst, wie erfolgreich klimaschonende Projekte sind – also wie viel CO2 gegenüber dem Status Quo zwischen 2013 und 2023 tatsächlich eingespart wird. Wir haben dabei 15 konkrete Maßnahmen der SWBB im Blick. Wir können auch sehen, wie sie sich über ihren Lebenszyklus finanziell auswirken. Dabei zeigt sich: Mehr als die Hälfte der Maßnahmen wird neben CO2-Emissionen mittel – bis langfristig bares Geld sparen.